Historische Liedersammlungen



 
  A1527A
Titel:Deutsche Volkslieder aus Steiermark (Lied 18 - 175) (REPRINT)
Herausgeber / Verlag:Schlossar, Anton Dr. Verlag der Wagner'schen Universitäts-Buchhandlung / Innsbruck
Erscheinungsjahr / Zeitalter:1881

Weitere Information:
Auszüge aus dem Vorwort und der Einleitung der Sammlung 'Deutsche Volkslieder aus Steiermark':
Eine Sammlung des volkstümlichen Lieder jenes schon so viele Jahrhunderte hindurch zum größten Teile von dem alten bajuvarischen Volksstamme bewohnten Gebietes, das unter dem Namen des Herzogtumes Steiermark bekannt ist, zu veranstalten, hat bisher Niemand unternommen, teils von der verschiedenartigen Bedenken über das Geltungsgebiet solcher Lieder und dessen Eingrenzung, teils von den überhaupt bei der Sammlung sich darbietenden äußeren Schwierigkeiten hiervon abgehalten. Trotzdem hatte schon seit vielen Jahrzehnten das Steirerlied weit über die Grenzen seiner engeren Heimat hinaus einen guten Klang und erregte besondere Aufmerksamkeit als Erzherzog Johann, der durchlauchtige Gönner der Steiermark und der österreichischen Alpenländer überhaupt sein reges Interesse an dem deutschen Volksliede der Mark durch Aufzeichnungen von Texten und Meldodien, durch eifriges Nachforschen darum in den entlegendsten Gebirgswinkeln sowie durch Veranstaltungen von Vorträgen solcher Lieder bewies.

Das Herzogtum Steiermark nimmt neben dem Herzogtum Kärnten unter österreichischen Kronländern insofern eine in sprachlicher Hinsicht besondere Stellung ein, als es innerhalb seiner Grenzen die Bevölkerung des deutschen und des slavischen Stammes teilt. Diese Teilung ist durch eine ziemlich genaue Linie begränzt und während im Norden der Mark ausschließlich rein deutsches Element vertreten scheint, herrscht beinahe ausschließich slavisches (wendisches, windisches) in jenem Teile des Südens, der östlich von einem Landstrich Ungarns und von Kroatien, südlich von Krain und westlich noch von einem kleinen Stücke Kärntens begränzt wird, nur eingesprengte deutsche Sprachinseln, die Territorien der größeren Ortschaften, der Städte und Märkte, finden sich in diesem Teile des Landes.

Die meisten der vorkommenden Gesänge sind im Dialekt; gewöhnlich ist die dialektische Form zugleich das beste Kriterium für das Erkennen des Volksliedes als eingentümlich steirisches; freilich läßt diese Regel auch Ausnahmen zu, und das Volk macht sich, wie erwähnt, das eine oder das andere deutsche Volkslied mundgerecht, indem es nicht nur den Text seinen Verhältnisses anpaßt, sondern auch die hochdeutsche Form in die dialektische umkehrt.

Darf ich noch eine Bitte hier beifügen, so wäre es die: Alle jene, welche hierzu in der Lage sind, wollten mich gütigst durch Zusendungen von Volksliedern und Melodien erfreuen und die Fortsetzung meiner Arbeiten auf diesem Gebiete auch weiterhin unterstützen.

Graz im Frühlinge des Jahres 1881.
Dr. Anton Schlosser