Historische Liedersammlungen



 
  HR442A
Titel:Deutsche Volkslieder aus Böhmen - Teil A (GROSSFORMAT - REPRINT)
Herausgeber / Verlag:Hruschka, Alois, Wendelin Toischer, Deutsche Vereine zur Verbreitung gemeinnütziger Kenntnisse - Verlag des Deutschen Vereins zur Verbreitung gemeinnütziger Kenntnisse / Prag. Commissionär in Leipzig: C. Cnobloch
Erscheinungsjahr / Zeitalter:1888

Weitere Information:
Auzüge aus der Vorbemerkung und der Vorrede:

Während alle deutschen Gegenden und fast jedes einzelne Kronland Österreichs eine Sammlung von Volksliedern besitzt, konnte sich das deutsche Volk Böhmens bisher einer solchen nicht rühmen. Wohl waren in einzelnen Gegenden des deutschen Sprachgebietes von Böhmen Volkslieder gesammelt worden: A. Paudler gab eine kleine Sammlung aus dem nördlichen Böhmen, A. Wolf eine solche aus dem Egerlande heraus; eine umfangreiche Sammlung nordböhmischer Volkslieder, die Dr. J.B. Grohmann im Manuscript besaß und aus der er einzelnes in den fünfziger Jahren veröffentlichte, ist leider größtenteils verloren gegangen.
Diesen Mangel einer möglichst vollständigen, alle deutschen Gegenden Böhmens umfassenden Volksliedersammlung empfand der Verein für Geschichte der deutschen in Böhmen; allein der Aufruf im Jahre 1863 war von keinem Erfolg gekrönt, und A.A. Raaff, der in den Jahren 1882 bis 1887 in den Mitteilungen des genannten Vereins eine Reihe von Volksliedern veröffentlichte, verfügte leider nur über ein verhältnißmäßig geringes Material. Unabhängig von diesen Unternehmungen kamen fast ununterbrochen, wie schon seit Beginn des Jahrhunderts, einzelne Volkslieder in Zeitschriften, Büchern, Kalendern u.s.w. zum Ausdruck.
Unterstützt von dem allzeit rührigen, jedes deutsche Werk fördernden deutschen Vereine zur Verbreitung gemeinnütziger Kenntnisse, unternahmen wir es, eine das ganze deutsche Sprachgebiet von Böhmen umfassende Volksliedersammlung zu veranstalten. Der am 1. Dezember 1885 erlaßene Aufruf des Vereins fand ein freudiges Echo, und von allen Seiten strömten reiche Beiträge herbei.
Am meisten wünschten wir, daß unsere Sammlung einen Beitrag liefere zur Kräftigung und Stärkung des deutschen Volksgesanges. Vieles in unserern Zeitverhältnissen tritt dem hemmend und störernd entgegen. Wird doch in manchen Gegenden sogar geklagt, daß die modernen Gesangsvereine dem Volksliede 'den letzten Rest' geben. In anderen Ländern wirken gerade solche Vereine neu belebend auf den Volksgesang. Möchten also auch unsre wackern deutschen Gesangsvereine dem Volksliede erhöhte Aufmerksamkeit zuwenden und mögen durch sie unsere Lieder auch dort, wo sie schon verstummnt sind, zu neuem Leben erwachen!
In vielen von ihnen spricht die reichste, lauteste Poesie. Möge sie überall, wo deutsche Herzen schlagen, Trost, Mut, Freude, Kraft und deutsches Selbstbewußsein wecken!

Prag, im Mai 1891.
Alois Hruschka. Wendelin Coischer